Neue Hoffnung im Kampf gegen multiresistente Erreger
„Seit Jahrzehnten stagniert die Entwicklung neuer Antibiotika. Wir brauchen sie aber mehr denn je, denn wir verzeichnen weltweit einen rasanten Anstieg an multiresistenten Keimen über die letzten Jahre. Diese Infektionen sind schwer in den Griff zu bekommen und unsere Reserveantibiotika wirken nicht mehr so gut. Wir brauchen dringend neue Wirkstoffe und Behandlungsmethoden“, sagt Andreas Peschel, Professor für Mikrobiologie an der Universität Tübingen. Das allgemein als „Krankenhauskeim“ bekannte Bakterium Staphylococcus aureus, das auf Haut und Schleimhäuten des Menschen vorkommt, gilt dabei als ein besonders gefährliches Beispiel. Der Grund dafür ist, dass der Erreger in seiner Form MRSA gegen die meisten Antibiotika resistent und dadurch eine Behandlung nur schwer möglich ist.
Nun haben Forscher des Interfakultären Instituts für Mikrobiologie und Infektionsmedizin Tübingen (IMIT) der Universität Tübingen einen neuartigen Wirkstoff mit dem Namen Epifadin entdeckt, der nicht nur in der Lage ist, Staphylococcus aureus zuverlässig abzutöten, sondern durch seinen besonderen Wirkmechanismus – Epifadin zerfällt nach wenigen Stunden - auch weniger Kollateralschäden, wie sie bei der herkömmlichen Behandlung mit Breitbandantibiotika vorkommen, verspricht.
Das besondere ist, das Epifadin von dem Bakterium Staphylococcus epidermidis produziert wird, das natürlicherweise auf den Schleimhäuten der menschlichen Naseninnenwand angesiedelt ist, also bereits zum körpereigenen Abwehrarsenal zählt. „Ob Epifadin oder seine Derivate für eine Therapie nutzbar sind, wird erst die zukünftige Forschung zeigen. Es wäre beispielsweise denkbar, Epifadin-produzierende Staphylococcus epidermidis in der Nasenschleimhaut und an anderen Stellen auf unserer Haut gezielt anzusiedeln und somit das Wachstum von Krankheitserregern wie Staphylococcus aureus zu unterdrücken. So könnte bakteriellen Infektionen vorgebeugt werden – mit natürlichen Mitteln, über die unser Körper bereits verfügt“, schreibt die Universität Tübingen auf ihrer Website.